Wie entstanden Hochkulturen?

Die gemeinhin als „Hochkulturen“ bezeichneten Stämme und Völker sind Ihnen sicher ein Begriff: Dazu zählen z. B. die Sumerer, die Babylonier oder die Ägypter. Sie konnten quasi nur deshalb aufblühen, weil sich bestimmte Lebens- und Arbeitsbereiche in Städten konzentrierten. Auch das Wachstum der Bevölkerung beeinflusste die Entstehung von Hochkulturen. Schließlich waren diese selbst wiederum dafür verantwortlich, dass sich alles Städtische und Bauliche weiterentwickelte.

Eine Hochkultur hebt sich von anderen Kulturen durch gewisse gesellschaftliche Merkmale ab, durch die sie zugleich weiterentwickelt erscheint. Hochkulturen betreiben z. B. gezielt Landwirtschaft mit Bevorratung und Handel, sie haben Städte als Organisationseinheiten und Handelspunkte. Es gibt verschiedene Klassen in der Gesellschaft, Arbeitsteilung und eine Verwaltung. Zur Kommunikation nutzen sie Schriftzeichen. Schließlich existieren religiöse Ausprägungen und Heiligtümer. Zu den frühen Hochkulturen zählen neben den hier genannten beispielsweise auch die Inka und Maya in Amerika. Nachfolgend einige Beispiele früher, bedeutender Hochkulturen.

Mesopotamien: Die 1. Schrift, der 1. Stadtplan
Im Zweistromland zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris (heute Anatolien, Syrien, Irak) entstanden um 3.200 v. Chr. die ersten richtigen Städte – möglicherweise sogar für bis zu 100.000 Einwohner. Sie hatten bereits öffentliche Plätze und Bauten, wie z. B. monumentale Tempel und Paläste, Speicher, Werkstätten und Häfen.

Die großen Völker Mesopotamiens waren die altorientalischen Sumerer, die Akkader, Assyrer und Babylonier. Sie alle erbrachten große kulturelle Leistungen. In der sumerischen Stadt Uruk beispielsweise fanden Archäologen die zunächst ältesten schriftlichen Aufzeichnungen von Menschen – Tontafeln mit Keilschrift.

Die Babylonier (Babylon liegt noch näher an Bagdad als Uruk) legten im Gegensatz zu den Sumerern schon rechteckige Stadtgrundrisse an, die von Hauptstraßen durchzogen waren und verschiedene Quartiere aufwiesen. Deshalb gilt Babylon auch als 1. im Vorfeld geplante Stadt. Babylonier und Assyrer arbeiteten schon mit farbig glasierten Ziegeln, mit denen sie Häuser und Mauern verblendeten und bebilderten.

Ägypten: Vorbild für die Antike
Die meisten von uns denken bei Ägypten erst einmal an Pyramiden. Das ist nicht abwegig, denn diese haben sich bis heute erhalten können. Allerdings handelt es sich dabei um Kultstädte toter Pharaonen. Sie waren für die Ewigkeit gebaut. Die Städte der Lebenden waren dagegen nicht auf Dauer angelegt. Mit Baumaterialien wie Lehm- oder Nilschlammziegeln war ihre Vergänglichkeit vorprogrammiert. Vieles hat der afrikanische Strom Nil im Laufe der Jahre auch mit Schlamm überlagert. Deshalb finden sich heute nur ganz wenige Überreste „echter“ ägyptischer Städte, wie z. B. Theben.

Dennoch lassen sich daraus gewisse Stadt- und Baustrukturen ableiten. Außerdem vermuten Archäologen, dass die Totenstädte Abbilder der vergänglichen Städte der Lebenden waren. Östlich des Nils lagen die Wohn-, westlich davon die Totenstädte. Innerhalb der Städte spielen die Himmelsrichtungen ebenfalls eine große Rolle. Häuser und Paläste sind nach Norden ausgerichtet, die Straßen im rechten Winkel von Nord nach Süd und von West nach Ost. Wasser ist ein prägendes Element der Städte. Es gibt künstlich angelegte Kanäle und Seen – die Menschen nutzen sie zum Bewässern, als Wege, als religiöse und gestalterische Elemente. Paläste und Tempel liegen zentral in den meist rechteckigen Stadtgrundrissen.

Verschiedene Wohnhaustypen bilden sich bei den Ägyptern heraus, wie etwa das schmale, rechteckige Reihenhaus. Für am Bau der Pyramiden beteiligte Handwerker und Arbeiter gibt es abgeschlossene Siedlungen. Der Städtebau Ägyptens, z. B. das rechwinklinge Straßensystem und die Erschließung der Wohnviertel, war Vorbild für die antiken Hochkulturen Europas.

Ägäis: Europa erwacht
Von Mesopotamien und Ägypten aus strahlen die Hochkulturen in der Jungsteinzeit in die Ägäis (den Mittelmeerraum zwischen Griechenland und Türkei) aus. Das Ergebnis sind die ersten europäischen Hochkulturen – Städtenamen wie Troja oder Knossos auf Kreta verbinden wir damit. Zunächst entsteht die minoische Kultur auf der Insel Kreta, benannt nach König Minos. Sie ging ab 1.500 v. Chr. wegen Naturkatastrophen und kriegerischer Attacken vom Festland langsam unter. Aber sie hinterließ z. B. Knossos, die 1. Mittelmeergroßstadt (um 80.000 Einwohner) mit ihrem zentralen, großen Palast, den Sie heute noch besichtigen können.

Mit dem Ende der minoischen Phase verlagert sich die ägäische Kultur auf das Festland. Dort entstehen viele Burgstädte – Festungen, die sich und umliegende Dörfer gegen Feinde zu schützen wissen. Wesentliches Element ist die Oberstadt, die Akropolis: eine hoch oben liegende, befestigte Siedlung oder Burg. Das Machtzentrum Mykene gab dieser mykenischen Kultur auf dem Festland den Namen. Sie erlosch ebenfalls ab 1.200 v. Chr, vermutlich wegen Lebensmittelknappheit und Krieg.

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