Woher kommt der Ausdruck „Tabula rasa machen“?

Tabula rasa machen ist zu einer beliebten deutschen Redewendung geworden, die soviel heißt wie „reinen Tisch machen“, „einmal so richtig aufräumen“ oder „Ordnung schaffen – ohne Rücksicht auf Verluste“. Tabula rasa kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „abgeschabte Schreibtafel“. Schon in der Antike war es üblich, Wachs-Schreibtafeln zu benutzen. Mit dem Ende des Griffels konnte der Schreiber das beschriebene Wachs wieder glätten, sodass die Tafel danach wieder leer und unbeschrieben war. Im übertragenen Sinn bedeutet Tabula rasa machen also, einen (manchmal auch radikalen) Neuanfang herbeizuführen und mit etwas Altem abzuschließen.

Die alten griechischen Philosophen verglichen die Seele in ihrem Ursprungszustand mit einer solchen unbeschriebenen Schreibtafel. Auch bekannte Philosophen des Mittelalters und der Neuzeit bauten mit ihrer Vorstellung des menschlichen Verstandes und Bewusstseins bei der Geburt auf dieser Idee (eines unbeschriebenen Blattes) auf.

Was ist ein „Bug“?

Ein Bug (englisch für: "Wanze, Käfer, Insekt") bezeichnet in der EDV ein Programmfehler. Und so kam es dazu, dass ein Insekt als Bezeichnung für einen Fehler in der Software herangezogen wurde:

Der Erfinder Thomas Alva Edison bezeichnete in einem Brief 1878 kleine technische Störungen, z. B. ein Knistern in der Telefonleitung, als „Bugs“. So als würden sich Insekten an den elektrischen Teilen zu schaffen machen.

Als es noch riesige Computer mit Relaisschaltungen gab, konnte es schon mal vorkommen, dass sich ein Insekt in dieser Maschine verirrte. Je nachdem, wo das Tier dazwischen geriet und was es dort anstellte, konnte es zu Störungen oder einem Kurzschluss kommen. Dann entdeckte eine US-amerikanische Informatikerin 1947 wirklich ein Insekt, das Schuld an einer Fehlfunktion war – und klebte die Motte in ein Logbuch ein als erstes Tier, das nach einem Defekt entdeckt wurde.

Dann gibt es noch die Geschichte, dass Insekten die alten Lochkarten anfraßen – sie wurden schon Mitte des 18. Jh. als Medien zur Datenverarbeitung oder –speicherung und zur Steuerung von mechanischen Geräten verwendet. Ein Loch zu viel in der Karte konnte dann auch zu einem Fehler führen

Wie funktionieren Gleitsichtgläser?

Im Jahr 1959 präsentierte die Firma Essel (heute Essilor) die ersten Gleitsichtgläser der Öffentlichkeit. Der Erfinder Bernard Maitenaz hat sie vor allem für alterssichtige Menschen entwickelt. Mit der ganz normalen Alterssichtigkeit ist es nicht mehr oder weniger gut möglich, im Nahbereich scharf zu sehen. Eine Brille muss also her. Es gibt für diesen Zweck Lesebrillen, die mit Einfachgläsern rein auf das Sehen in der Nähe ausgelegt sind. Und es gibt (neben einigen anderen Formen) sogenannte Bifokalbrillen, die es dank zwei verschiedener Glasbereiche erlauben, sowohl in der Ferne als auch im Nahbereich scharf zu sehen.

Und genau diese Brille war es, die Bernard Maitenaz wurmte: „Im oberen Teil der Linse war die Fernsicht gut und das Nahfenster erlaubte ebenfalls eine gute Sicht. Doch dazwischen gab es einen Sprung, der das Blickfeld zerschnitt und das Sehen unnatürlich und unbequem machte. Dieser geteilte Blick schien mir einfach nicht akzeptabel. Deshalb habe ich angefangen, Berechnungen für ein Glas anzustellen, das einen stufenlosen Übergang zwischen Nah- und Fernsicht ermöglicht“, blickt der französische Ingenieur zurück.

Maitenaz ordnete bei seiner Erfindung die drei Zonen für Fernsicht (oben im Brillenglas), Zwischenentfernungen (Mitte) und Nahsicht (unten) mit komplexen Kurven ohne Übergänge an. Das hatte in der Fachwelt niemand für möglich gehalten. Entsprechend groß war die Skepsis, und in den ersten zehn Jahren verkauften sich die Gleitsichtgläser nicht gerade gut. Der Durchbruch kam in den 1970er-Jahren. Mittlerweile sind fast ein Drittel der in Deutschland verkauften Brillengläser Gleitsichtgläser.
Quelle: Essilor GmbH, Freiburg

Sind Tomaten Obst oder Gemüse?

Was haben Kirschen und Tomaten gemeinsam? Sie sind beide leuchtend rot und im Sommer reif. Und sind beide auch Obst? Bei Tomaten denkt man eigentlich eher an Gemüse. Manche Menschen glauben trotzdem, dass Tomaten Obst sind. Aber was sind Tomaten nun wirklich?


Tomaten sind Gemüse
Die Antwort ist nicht ganz einfach. Tomaten sind Gemüse. Ganz genau gehören sie zum Fruchtgemüse. Ein entscheidender Unterschied zwischen Obst und Gemüse ist, dass die meisten Gemüsepflanzen nur ein Jahr alt werden. Auch Tomaten müssen jedes Jahr neu gepflanzt werden.


Die meisten Obstsorten sind mehrjährig
Die meisten Obstfrüchte wachsen an Bäumen und Sträuchern, die mehrere Jahre alt werden. Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen wachsen an Bäumen. An Sträuchern wachsen zum Beispiel Johannisbeeren, Brombeeren oder Stachelbeeren. Gabriele Kaufmann sagt, dass Tomaten nicht so süß wie die meisten Obstsorten schmecken und auch deshalb eher zum Gemüse zählen.


Einige Gemeinsamkeiten mit Obst
Zwei Sachen haben Tomaten allerdings mit Obst gemeinsam: Wir essen die Früchte der Pflanze. Wenn wir Gemüse essen, handelt es sich meistens nicht um Früchte, sondern andere Pflanzenteile: Es sind die Wurzeln wie bei den Möhren, der Pflanzenstängel wie beim Spargel und ziemlich häufig die Blätter wie beim Rotkohl oder Spinat. Außerdem schmecken Tomaten roh gut. Auch Obst wird in der Regel roh gegessen. Die meisten Gemüsearten werden dagegen gekocht, bevor sie auf unseren Teller kommen.

Wieso ist die Grüne Woche grün?

Angefangen hatte alles mit Lodenmänteln. Als die deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Ende des 19. Jahrhunderts ihre Wintertagungen in Berlin abhielt, bestimmten in auffälliger Weise eine Woche lang grüne Kleidungsstücke das Bild der Stadt. Handwerk und Industrie boten parallel dazu im Tagungsviertel auf offener Straße berufsspezifische Artikel und Verbrauchsgüter an. Als dieser wilde „Handel und Wandel“ immer stärkere Formen annahm, hatte der Landwirt Hans-Jürgen von Hake, seinerzeit Mitarbeiter im Berliner Fremdenverkehrsamt, die Idee, die Tagung 1926 erstmals mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung am Kaiserdamm zu verknüpfen. Die „Grüne Woche“ - der Begriff stammte wohl von Journalisten - war geboren.

Dieser Schritt fand damals einhellige Zustimmung. Waren doch davor Reit- und Fahrturniere, Kleintierausstellungen, ein Saatenmarkt und Jagdschauen über ganz Berlin verstreut. Diese präsentierten sich nun erstmals kompakt auf 7.000 Quadratmetern in einer Funk- und einer Autohalle und zählten im Eröffnungsjahr schon mehr als 50.000 Besucher. Die deutsche Reichshauptstadt selbst nutzte damals noch ein Fünftel ihres Territoriums für Landwirtschaft und Gartenbau. In ihrem Stadtgebiet lebten 45.000 Pferde, 25.000 Schweine, 21.000 Milchkühe und mehr als eine halbe Million Stück Geflügel. 200.000 Berliner besaßen einen Kleingarten. Größtes Exponat der ersten Schau war ein eisenbereifter Universalschlepper mit 100 PS. Das vier Meter hohe Ungetüm mit übermannsgroßen Rädern galt als ein Zeichen der beginnenden Mechanisierung in der Landwirtschaft.

Die Grüne Woche entwickelte sich in den folgenden Jahren rasant. Seit 1926 präsentierten sich 75.100 Aussteller aus 120 Ländern den über 29,7 Millionen Fach- und Privatbesuchern mit einem umfassenden Produktangebot aus allen Kontinenten. Im Laufe der Grünen Woche 2010 wird der 30.000.000. Messebesucher seit Bestehen der Messe erwartet.
(Quelle: Messe Berlin GmbH)

Was ist ein Kofferwort?

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit ...“
„... zwei Wörter, die so gut zu einer Sache passen, dass ich ein neues Wort daraus mache“, könnte das Ende des Satzes lauten. Meist sind es tatsächlich zwei Wörter, die künstlich zu einem neuen Begriff verschmolzen werden – es können aber auch mehrere Wörter sein. Miteinander verknüpft werden oft nur einzelne Wortsegmente. Beispiel Datei: eine Verbindung aus „Daten“ und „Kartei“ oder Brunch: eine Wortkreation aus „Breakfast“ und „Lunch“. Im Genom stecken die Wörter „Gen“ und „Chromosom“; gebildet hat das Kunstwort der Botaniker Hans Winkler im Jahr 1920.

Die Bezeichnung Kofferwort kommt übrigens aus dem Kinderbuch „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, der für seine Wortspiele bekannt war. Er verglich ein zusammengesetztes Wort mit einem Handkoffer. Folglich vereint ein Kofferwort in sich mehrere Teile von Wörtern.

Seit wann gibt es Radio und Wie lief die erste Radiosendung ab?

Die ersten Sendeminuten widmeten sich vor allem dem Weihnachtsfest: Der kanadische Physiker und Erfinder Reginald Fessenden (1866–1932) spielte Geige und trug die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor. Seine Gattin sang gemeinsam mit einem Freund Weihnachtslieder. Zum Abschluss gab es ein Gedicht.

Wer zu dieser Zeit ein Funkgerät an hatte und die Sendung über Langwellen empfing, war sicher erstaunt, menschliche Stimmen zu hören. Denn bis dahin war nur die drahtlose Übermittlung von Morsesignalen gelungen. Fessenden vereint als Einzelperson übrigens fast die meisten Patente auf sich – nur sein Kollege Thomas Alva Edison (1847–1931) liegt mit knapp 1.100 Patenten vor ihm.

Was ist eine Kulturhauptstadt?

Sie erinnern sich vielleicht noch: Zehn deutsche Städte gaben im Jahr 2005 alles, um 2010 die Kulturhauptstadt Europas zu werden. Nur zwei von ihnen kamen nach einer Entscheidung des Bundesrats in die engere Wahl: Essen und Görlitz. Essen und das Ruhrgebiet machten letztendlich das Rennen.

Kunst und Kultur sind die zentralen Themen der gewählten Städte. Im Idealfall soll über die Kulturhauptstädte schon vier Jahre vorher eine Entscheidung getroffen sein. Nach einer bestimmten Reihenfolge dürfen EU-Länder jeweils eine Kulturhauptstadt stellen. Seit 1985 kürt der Kulturministerrat der Europäischen Union mindestens eine Kulturstadt Europas, wie sie bis 2005 noch hieß. Um das leisten zu können, erhält der Rat die Empfehlung einer internationalen und unabhängigen Expertenkommission, die alle Kandidaturen zuvor begutachtet hat. Da wegen der EU-Erweiterung viele Länder neu hinzugekommen sind, aber die Reihenfolge für die (alten EU-) Kulturhauptstadt-Länder schon feststand, gibt es jetzt für eine Übergangszeit jeweils zwei Kulturhauptstädte, dieses Jahr in Deutschland und im Beitrittsland Ungarn.

Bisher waren Weimar (1999) und Berlin (1988) die deutschen Kulturstädte Europas. In diesem Jahr ist „Essen für das Ruhrgebiet“ im Namen von 53 Städten und 5,3 Millionen Einwohnern dran. Die Region im Zentrum Europas bildet nach Paris und London den drittgrößten Ballungsraum in der EU. Sie präsentiert sich als Gastgeber für jeden, der den atemberaubenden Wandel von Europas legendärer Kohle- und Stahlregion zu einer polyzentrischen Kulturmetropole neuen Typs erleben will (Quelle: Ruhr.2010).

Für alle, die es genau wissen wollen: Folgende Kriterien* müssen die Städte berücksichtigen, die sich den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ ergattern wollen:
Herausstellung der gemeinsamen künstlerischen Strömungen und Stilrichtungen, bei deren Entstehung die betreffende Stadt eine besondere Rolle gespielt hat

- Durchführung künstlerischer Darbietungen (Musik, Tanz, bildende Kunst, Film usw.) sowie Verbesserung der Kulturförderung und des Kulturmanagements

- Vertrautmachung der europäischen Öffentlichkeit mit Persönlichkeiten und Ereignissen, die Geschichte und Kultur der Stadt geprägt haben

- Durchführung spezifischer Aktivitäten zur Förderung von Innovationen im Kunstbereich und zur Schaffung neuer Formen der kulturellen Aktion und des kulturellen Dialogs

- Durchführung von Maßnahmen zur Förderung der Zugänglichkeit und der Sensibilisierung in Bezug auf das bewegliche und unbewegliche Kulturgut, sowie das stadtspezifische kulturelle Schaffen

- Durchführung von speziellen Kulturprojekten mit dem Ziel, Jugendlichen die Kunst näher zu bringen

- Durchführung von speziellen Kulturprojekten zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts

- Bekanntmachung der vorgesehenen Veranstaltungen durch multimediale und audiovisuelle Mittel und in mehreren Sprachen

- Notwendigkeit der Entwicklung eines hochwertigen und innovativen Kulturtourismus unter angemessener

- Berücksichtigung der besonderen Aufgabe, das Kulturgut auf Dauer zu erhalten und dabei die Wünsche der Besucher mit denen der örtlichen Bevölkerung in Einklang zu bringen

- Durchführung von Projekten zur Förderung der Einbeziehung des architektonischen Erbes in neue Strategien zur Stadtentwicklung

- Gemeinsame Durchführung von Initiativen zur Förderung des Dialogs zwischen den europäischen Kulturen und den Kulturen in anderen Teilen der Welt

* Quelle: www.kultur2010.de / © culturebrand network

Woher kommt der Name Ärmelkanal?

Ganz früher einmal – damals war der Wasserstand noch viel niedriger – waren das europäische Festland und die Insel Großbritannien miteinander verbunden. Es gab also so gesehen keine Insel, wohl aber an der Stelle des heutigen Ärmelkanals einen Fluss. Als der Wasserstand nach der letzten Eiszeit anstieg, konnte sich mit der Zeit eine Meerenge herausbilden, durch die mittlerweile das Wasser des Atlantiks in die Nordsee fließt. Die Entstehung des Ärmelkanals liegt bereits mehrere tausend Jahre zurück.

Wie und wann es dann zu dem Namen Ärmelkanal kam, ist nicht sicher belegt. Aber der Kanal heißt tatsächlich so, weil er Ähnlichkeit mit einem sich verjüngenden Ärmel hat: Von seiner breitesten Stelle aus (diese liegt beim westlichsten Punkt des Festlandes von Großbritannien, „Land’s End“) verschmälert sich der Atlantik nach Osten hin bis zur schmalsten Stelle zwischen Dover und Calais – von 180 auf 34 Kilometer in der Breite. Die Franzosen nennen die Meerenge „La Manche“ (= der Ärmel), ansonsten ist sie jedoch eher als „English Channel“ (= Englischer Kanal) oder schlicht als „Channel“ bekannt.

Hier für Sie noch der Auszug aus einem Märchen des deutschen Schriftstellers Clemens Brentano (1778–1842) zur „Entstehung“ des Ärmelkanals:
„Ich hatte ihn auf der Flotte begleitet, um alles mit anzusehen; aber es bekam uns schlecht. Der Fleck Landes, wo der lange Tag die lange Nacht zum erstenmale wieder umarmte, war eine Landenge, welche Frankreich und England vereinigte. Soeben war das englische Einhorn und der französische Hahn dort in einem Streite begriffen; als die Riesenjungfrau aber zwischen sie trat, machten sie Waffenstillstand miteinander, um ihr Artigkeiten zu machen. Der Hahn lief um sie herum, krähte, schlug mit den Flügeln und kokettierte; das englische Einhorn aber legte ihr sein Haupt in den Schoß. Als der Bräutigam ans Land stieg, war er über diesen Handel sehr erfreut, weil er wußte, daß das Einhorn die Gewohnheit hat, sich nur vor tugendhaften Jungfrauen zu demütigen. Er umarmte nun seine Braut im Angesichte der holländischen Flotte, und beide luden den Hahn und das Einhorn zu Zeugen ihrer Verbindung ein. Die Braut nannte sich mit ihrem Taufnamen Continent, der Bräutigam aber Marinus. Sie überhäuften sich mit Liebkosungen; nun gaben sie den beiden Zeugen folgende Geschenke: Continent sagte zu dem Hahn: »Du sollst mächtig sein auf Erden«, und Marinus sagte zu dem Einhorn: »Du sollst mächtig sein auf dem Wasser und den Inseln«. Hierüber wurden beide eifersüchtig und begannen wieder zu streiten. Aber die Brautleute hießen sie nach Hause zu gehen und begannen so heftig zu tanzen, daß die Landenge zu reißen begann. Als aber auf der einen Seite der Halm eine Menuette krähte und das Einhorn auf der andern Seite einen englischen Tanz sang, kamen sie aus dem Takt und zerrten sich so herum, daß Marinus seiner Braut einen Ärmel ausriß; zu gleicher Zeit brach die Landenge entzwei, das Meer strömte zwischen England und Frankreich durch und trennte den Hahn und das Einhorn auf ewige Zeit. Was aus den Brautleuten geworden ist, weiß ich nicht, da das Wasser, das durch das zerrissene Land durchströmte, unsere Flotte mit solcher Geschwindigkeit zurücktrieb, daß wir, ehe wir uns versahen, wieder in Amsterdam waren. Der neu entstandene Kanal wurde, weil er entstanden, als der Ärmel der Braut ausgerissen wurde, Canal de la Manche, Ärmelkanal, genannt, und der Ärmel, welchen die Flut des Meeres weit, weit hinweggeschwemmt, heißt seitdem Ermelland.“

Clemens Brentano, Märchensammlung – Rheinmärchen – Das Märchen vom Schneider Siebentot auf einen Schlag; aus: Clemens Brentano: Werke. Herausgegeben von Friedhelm Kemp, Band 1–4, München: Hanser, [1963–1968]. Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

Woher kommt das Dreikönigssingen?

Der Ursprung dieses Brauchs kommt aus dem 16. Jahrhundert. Damals kritisierte Martin Luther die Heiligenverehrung der Katholiken – also auch das Dreikönigsfest. Als Reaktion darauf und zur Stärkung des Feiertags verbreitete die katholische Kirche fortan Flugschriften, auf denen Sternsingerlieder abgedruckt waren, die den Festtag und seine Sinngebung beschrieben. Studenten und Schüler griffen die Liedtexte auf. Denn sie mussten sich ihr Schul- und Kostgeld oft als Almosen erbetteln. Dazu zogen sie vor wichtigen kirchlichen Festtagen durch die Straßen und sangen vor den Häusern der Reichen. Wer sich dadurch belästigt fühlte, konnte sich durch eine einmalige Zahlung an Neujahr oder am Dreikönigstag loskaufen. Im 17. Jahrhundert übten auch Tagelöhner, Soldaten und Handwerker das Sternsingen aus. Die Folge: Es entwickelte sich zu einer störenden Bettelei, die die Obrigkeit verfolgte und bestrafte. So verlor der Brauch an Bedeutung, verschwand aber nie vollends.

1959 griff das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ (seit 1961 unterstützt vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend) die Tradition wieder auf – und gab ihr einen neuen Zweck: Die Sänger sammeln nun nicht mehr für sich selbst, sondern für Kinder in den Armutsregionen der Welt. Mit großem Erfolg: Heute ist das Dreikönigssingen die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder! Das zeigt sich auch in den Zahlen: Seit ihrem Start trugen Kinder mehr als 690 Millionen Euro zusammen, mit denen über 56.300 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt wurden. Allein im Jahr 2009 sammelten die Sänger knapp 40 Millionen Euro!