Woher stammt der Christstollen?

Der Christstollen ist vermutlich das älteste Weihnachtsgebäck in Deutschland. Erstmals wird er im Jahr 1329 in Naumburg an der Saale als Weihnachtsgabe für Bischof Heinrich I. von Grumberg schriftlich erwähnt. Der Stollen war ursprünglich eine Fastenspeise - ein sehr mageres Gebildebrot aus Hefeteig für die enthaltsame christliche Adventszeit. Kirchlich verboten waren in der Fastenzeit unter anderem Milch und Butter, was bedeutete, dass der Teig nur aus Wasser, Hafer und Rüböl geknetet werden durfte.

Das bewirkte einen eher tranigen Geschmack, der insbesondere den Adel störte. So sehr, dass sich 1430 Kurfürst Ernst von Sachsen mit seinem Bruder an den Papst wandte und ihn bat, das Butterverbot für Stollen aufzuheben. Dieser lehnte allerdings ab, und erst 1491 erteilte Papst Innozenz VIII. im sogenannten Butterbrief die Erlaubnis. Diese war allerdings an die Bedingung geknüpft, Bußgelder zur Errichtung des Freiberger Doms zu zahlen, und sollte nur für das Herscherhaus und seine Lieferanten gelten. Die Hoflieferantenregelung wurde aber wohl bald großzügiger ausgelegt.
Konkurrenz am Striezelmarkt

Der Überlieferung nach war es der Bäcker Heinrich Drasdo im sächsischen Torgau, der als erstes auf die Idee kam, den Teig mit reichhaltigen Zutaten wie Trockenfrüchten und Mandeln zu versehen - und somit den heute bekannten Stollen erfand, in Sachsen auch Striezel genannt. Sächsischer Stollen war bald weithin bekannt. So hatten insbesondere die Dresdner Bäcker auf dem Striezelmarkt lange mit der Konkurrenz aus Siebenlehn und Meißen zu kämpfen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gelang es ihnen, das Privileg zu erkämpfen, ausschließlich Dresdner Stollen in der Stadt zu verkaufen. Immerhin spendeten sie ihrem Kurfürsten jährlich umgerechnet 19,5 Kilo Stollen.

Stollen wird heute an vielen Orten in Deutschland hergestellt und muss - auf zehn Kilogramm Mehl gerechnet - mindestens drei Kilo Butter und sechs Kilo Trockenfrüchte enthalten. Weitere Zutaten sind je nach Sorte Mandeln, Marzipan oder Wein. Die Form soll an das gewickelte Christkind erinnern, was vermutlich auch der Grund für die weiße Staubzuckerschicht ist. Dresdner Christstollen wurde vor der Wende in ganz Deutschland hergestellt, schaffte es aber sogar in den Einigungsvertrag und ist seitdem ein geschützter Begriff, der nur für Stollen aus der Region verwendet werden darf.

1 Kommentar:

  1. Die Bäckerei Drasdow war noch bis in den 1960iger Jahren in Torgau in der Kurstraße beheimatet.
    Leider wurde dann zu DDR-Zeiten die Übernahme durch Nachfahren sichtlich erschwert und die Bäckerei geschlossen.
    Aber Werbung macht Torgau leider auch nicht über ihre berühmte Geschichte zum Stollengebäck!

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