Entstehung des Nikolaus

In der Nacht zum 6. Dezember, dem Nikolaustag, stellen heutzutage Kinder weltweit einen Stiefel vor die Tür oder hängen einen Strumpf über den Kamin. Kaum ein anderer Brauch ist so weit verbreitet, kaum einer ist so beliebt. Doch wer der freundliche Mann im roten Mantel ist, weiß kaum einer mehr. Die historische Person ist heute fast ganz vergessen. Dabei sind es gerade seine Taten und seine Hilfsbereitschaft, die in unseren heutigen Bräuchen weiterleben.
Zwei Bischöfe gleichen Namens

Beginnen wir mit der schlechten Nachricht: Der heute bekannte Nikolaus hat nie existiert. Er ist ein Produkt aus den wenigen überlieferten Legenden zweier historischer Personen. Alle Erzählungen über den guten Nikolaus basieren auf den Lebensgeschichten zweier Bischöfe gleichen Namens. Der eine war Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert nach Christus lebte. Von ihm ist bekannt, dass er wahrscheinlich von Kaiser Licinius eingekerkert wurde. Dessen Nachfolger, Kaiser Konstantin, ließ ihn wieder frei. Nikolaos von Myra war einer der drei großen Bischöfe in der Kirchengeschichte, die ohne die sonst übliche klerikale Laufbahn zum Bischof geweiht wurde. Und zwar, weil das Volk es so wollte.

Die andere Person ist Nikolaos, der Bischof von Pinnara, gestorben 564 nach Christus, nach dem ersten Nikolaos benannt und genau wie dieser heilig gesprochen. Berichte von Wundertaten beider Bischöfe vermischten sich, doch nur Nikolaos von Myra erhielt im Osten den Ruf eines Wundertäters. Nikolaos von Pinnara geriet in Vergessenheit.

Ein Übersetzungsfehler mit weitreichenden Folgen
Die Legenden, die sich um Nikolaos von Myra ranken sind äußerst vielfältig und trugen dazu bei, dass bis zum Hochmittelalter beinahe jeder Berufsstand Nikolaos als Schutzpatron für sich in Anspruch nahm. So soll er des Öfteren Seeleuten beigestanden haben, er rettete drei römische Feldherren nach einem Fehlurteil vor dem Henker und bewahrte drei Jungfrauen vor der Schande, indem er ihnen des Nachts drei goldene Kugeln als Mitgift in die Strümpfe legte und ihnen so eine anständige Heirat ermöglichte. Doch ausgerechnet sein weltberühmtes Patronat für die Kinder, das auch heute noch am 6. Dezember gefeiert wird, beruht auf einem Übersetzungsfehler. Ein Schreiber übersetzte im Jahr 961 fälschlicherweise "drei unschuldige Bürger" mit "drei unschuldige Kinder".


Dank eines Diebstahls kam der Erfolg
Nichtsdestotrotz machte Nikolaos von Myra in der römisch-katholischen Kirche Karriere. Wem der heutige Umgang mit dem Nikolaus zu kommerziell ist, sollte daran denken, dass es auch schon im Mittelalter weniger auf den frommen Glauben als vielmehr auf die klingende Münze ankam. Pilger brachten Geld in eine Stadt und mehrten ihr Ansehen. Und wer keinen gewinnbringenden Heiligen sein Eigen nennen konnte, der besorgte sich einen durch Tausch, Kauf oder – wie im Fall des heiligen Nikolaus – durch Diebstahl! Im 11. Jahrhundert hatte die italienische Hafenstadt Bari ihre Bedeutung als politisches und wirtschaftliches Zentrum an Palermo verloren. Um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, musste Ersatz gefunden werden. Deshalb stahlen Kaufleute aus Bari im Jahr 1087 die sterblichen Überreste des Heiligen aus seiner Kirche in Myra. Ein genialer, weil einträglicher Schachzug. Als Bari 1157 zerstört wurde, war sie dank des Kapitals der Pilger schnell wieder aufgebaut.

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Von Bari aus trat der heilige Nikolaus seinen Siegeszug durch ganz Europa an. Nachhaltig verbreiteten sich sein Kult und sein Brauchtum bis nach England, Russland und ins Baltikum. In Nordfrankreich entstand schließlich das Ritual, kleine Geschenke ihm zu Ehren zu verteilen. Diese Sitte wanderte durch den gesamten abendländischen Kulturkreis, bis nach Amerika. Seine Popularität fand im Hochmittelalter Niederschlag in der Namensgebung. Nikolaus und die Kurzform Klaus waren die beliebtesten Jungennamen. Heute sind das eher Kolja oder Niklas, aber der Ursprung ist derselbe. Zahlreiche Gotteshäuser wurden ihm geweiht. Historiker schätzen die Zahl auf vier- bis fünftausend. In den Klöstern führten die Novizen geistliche Schauspiele auf, die von seinen Wundertaten berichteten. Um ihnen mehr Dramatik zu verleihen, wurden auch die Widersacher des Heiligen dargestellt. Das konnten der Teufel oder andere Unholde sein, wie zum Beispiel Knecht Ruprecht, der lange Zeit die Rolle des Knabenmörders darstellte.

Ein Held für alle Konfessionen
Zur Lutherzeit entstand der Brauch, den Kindern am 6. Dezember, dem angeblichen Todestag des Heiligen, die Geschenke in Papierschiffchen oder Stiefel zu legen. Aus dieser Zeit stammt auch die uns heute bekannte Kleidung des Nikolaus. Die Pfarrer in einigen protestantischen Orten verboten der Bevölkerung einen als katholischen Bischof gekleideten Nikolaus von Haus zu Haus gehen zu lassen. Sie hatten die Beliebtheit des Nikolaus im Volk jedoch unterschätzt. Anstatt auf den Nikolaus gänzlich zu verzichten, zogen sie ihn um. Deshalb wurde aus der Mitra eine Zipfel- oder Pelzmütze und aus dem Ornat ein langer Mantel. Damit war die Verwandlung perfekt. Und seit der Werbekampagne einer bekannten Getränkefirma in den 1930iger Jahren sind Mütze und Mantel knallrot.

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Die Geschichte über St. Nikolaus
 
In der reichen Stadt Patara lebte vor langer, langer Zeit ein Knabe, dessen Name war Nikolaus. Vater und Mutter starben leider an einer bösen Krankheit, dadurch weinte Nikolaus Tag und Nacht. Die Eltern hinterließen ihm großen Reichtum: Gold, Silber, Edelsteine, Ländereien, Schlösser und Paläste. Auch Pferde, Schafe, Esel und andere Tiere besaß er. Doch er war trotzdem sehr traurig und konnte sich über seinen Reichtum nicht freuen. Seine Angestellten wollten ihn aufmuntern. Der Hofmeister anerbot sich, ihm seine Schlösser zu zeigen. Der Stallmeister wollte mit ihm auf den schönsten Pferden durch die Ländereien reiten. Der Küchenmeister meinte, er könne doch für alle reichen Kinder der Stadt ein köstliches Essen zubereiten.

Doch Nikolaus wollte von allem nichts wissen. Auch die Tiere spürten, dass er traurig war. Sie drängten sich zu ihm. Vom Weinen müde, wollte er sich schlafen legen. Da stieß er mit dem Fuß an einen Tonkrug, in dem viele Schriftrollen steckten. Eine davon ergriff er und begann zu lesen. "Da war ein reicher Mann, der lebte herrlich und in Freuden. Da war aber auch ein Armer, der lag vor seiner Tür und wollte nur Brotsamen die den Reichen vom Tische fielen. Doch diese gönnten sie ihm nicht. Es geschah, dass der Arme starb. Er wurde von den Engeln in den Himmel getragen. Auch der Reiche starb. Doch es kamen keine Engel, ihn zu holen".

Gleiche ich nicht dem reichen Mann in der Geschichte, dachte Nikolaus. Ich bin schön gekleidet und lebe im Überfluss. Die Bettler draußen beim Stadttor habe ich vergessen. Morgen will ich früh aufstehen und mich nach ihnen umsehen. Am Morgen schlich er sich zum Palast hinaus. Nach dem Stadttor fand er die Ärmsten der Stadt, zerlumpt, krank und elend. Als sie ihn erblickten, streckten sie die Hände entgegen. Nikolaus wollte in die Tasche greifen, doch an seinem bestickten Kleide gab es keine. Eilig löste er die schwere Goldkette vom Hals, zog den Ring vom Finger und gab es ihnen. Er schlüpfte aus dem Obergewand, dem bunten Rock, den Sandalen und verschenkte alles. Glücklich ging er nach Hause. Er war wieder fröhlich.

Nikolaus ließ auf seine Kleider Taschen aufnähen. Vergnügt schlüpfte er in seinen, weiten, roten Mantel und spazierte am Abend durch den Garten. Er füllte seine Taschen mit Nüssen, Äpfel und Mandarinen. Erneut schlich er sich aus dem Palast, ging zu den Armen und verteilte alles. Mit 12 Jahren wurde Nikolaus weit weg in die Schule gebracht. Berühmte Lehrer unterrichteten ihn und unterwiesen ihn in der Heiligen Schrift. Wo er Not und Elend sah, gab er mit vollen Händen. Doch er machte dies jeweils im Verborgenen.

Als er einmal zum Gottesdienst in die Kirche trat, wurden die Worte verlesen, die Christus zum reichen Jüngling gesagt hatte: "Willst du mir angehören, so verschenke alles was dir gehört an die Armen". Über diese Worte hatte Nikolaus oft nachgedacht. Nun ließen sie ihn nicht mehr los. Er rief den Haushofmeister, befahl ihm Geld und Gut an die Armen zu verteilen. Denn er wolle sich aufmachen ins Heilige Land, wo unser Herr gelebt hatte. Nikolaus litt auf seiner Pilgerfahrt oft große Not. Bei allem Hunger blieb er aber stets fröhlich. Er zog durch das Land und predigte das Wort Gottes. Den Kindern erzählte er Geschichten aus der Bibel.

Eines Tages kehrte er in die Heimat zurück. In Myra war der alte Bischof gestorben. Als man Nikolaus erblickte fragte man, wer er sei. Ich bin Nikolaus ein Diener Christi, antwortete er. Da führte man ihn ins Gotteshaus und ernannte ihn zum Bischof. Als er wieder ins Freie trat, stand sein alter, grauer Esel vor der Tür. Von da an wurde er sein treuer Begleiter. Nikolaus sorgte für die Gläubigen wie ein Hirt für seine Schafe. In Zeiten der Gefahr predigte er den Christen an einsamen Orten und stärkte sie im Glauben.

An seinem Geburtstag kleidete er sich jeweils in den kostbaren Bischofsmantel und nahm den Hirtenstab zur Hand. Seinen Esel belud er mit einem schweren Sack. Der war gefüllt mit Äpfel, Nüssen, Mandarinen und Honigkuchen. Er schritt durch die Strassen und verteilte die Gaben und machte diesen Tag zu einem großen Fest. Das hielt er so bis ins hohe Alter. Und als die Stunde kam da Gott ihn heimholen wollte, fiel ihm nur eines schwer, dass er sich von den Kindern trennen sollte.

Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember 352.
Der Nikolaustag wird noch heute zum Andenken an Bischof Nikolaus gefeiert und kündigt als Vorbote das Weihnachtsfest an.

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