In vielen Gebieten Deutschlands ist in den letzten Tagen der Winter eingezogen. Schnee und Eis verwandeln die Straßen dabei oft in gefährliche Rutschbahnen. Doch die Städte haben sich für den Winter gerüstet. Sie haben Streusalz gekauft, mit dem die Wege und Straßen wieder vom Eis befreien können. Aber wie funktioniert das eigentlich?
Der Professor für Physik Doktor Othmar Marti ist Experte auf diesem Gebiet. Er erklärt, dass Eis gar nicht komplett hart und fest ist. Auf der Oberfläche liegt immer ein dünner Wasserfilm, der noch flüssig ist. Es entsteht ein Kreislauf: das flüssige Wasser gefriert und gleichzeitig taut von dem Eis darunter wieder ein wenig auf und sorgt dafür, dass erneut ein Wasserfilm über dem Eis entsteht. Wird nun Salz auf die Eisschicht gestreut, wird dieser Kreislauf aus Gefrieren und Auftauen durchbrochen, sagt Othmar Marti.
Salzwasser hat einen niedrigeren Gefrierpunkt
Das Salz fällt nämlich auf den Wasserfilm und die Salzkristalle lösen sich darin auf. Salzwasser entsteht. Die Salzkristalle sind nun nicht mehr miteinander verbunden, sondern sind von einer Hülle aus Wasserteilchen umgeben. Jedes Salzteilchen bindet dabei etwa sechs Wasserteilchen an sich. Bei der Bindung von Wasser- und Salzteilchen wird Energie verbraucht. Diese Energie holen sich das Salz und das Wasser aus der Temperatur ihrer Umgebung, die dadurch abkühlt. Doch obwohl auch das Wasser kälter wird, gefriert es nicht mehr. Denn Salzwasser hat andere Eigenschaften als Süßwasser: Es gefriert nicht bei null Grad Celsius, sondern erst bei minus 21,3 Grad Celsius. "Gefrierpunktserniedrigung", nennt das Professor Marti. Das Salzwasser auf der Oberfläche bleibt also flüssig.
Salz löst sich nur in flüssigem, nicht in gefrorenem Wasser
Zugleich taut aber trotzdem weiter das Eis unter dem Wasserfilm auf. Das liegt daran, dass Wasser danach strebt, vorhandenes Salz gerecht zu verteilen. Salz kann sich aber nur mit flüssigem Wasser vermischen. Deswegen schmilzt immer mehr Eis und vermischt sich mit dem Salzwasser der Oberfläche. Wenn das gesamte Eis aufgetaut ist, sind die Straßen dann wieder frei. Das funktioniert aber nur, solange die Temperatur nicht unter minus 21,3 Grad Celsius sinkt, weil bei noch niedrigeren Temperaturen auch Salzwasser gefriert.
Es muss nicht unbedingt Salz sein
Streusalz ist übrigens "schmutziges Speisesalz", erklärt Othmar Marti. Es ist nicht so sauber, wie das Salz, das wir in der Küche zum Würzen des Essens nutzen. Dafür ist es viel billiger und erfüllt im Kampf gegen glatte Straßen den gleichen Zweck. Allerdings ist Salz überhaupt nicht gut für die Umwelt und den Boden. Die Straßen können von dem Salz zum Beispiel Risse bekommen. Daher darf meistens nur die Stadt oder die Gemeinde Salz streuen. Statt Salz könnten wir übrigens auch Zucker nehmen, verrät Othmar Marti. "Das funktioniert auch ganz wunderbar", sagt er. Aber für viele Menschen ist das süße Pulver ein Lebensmittel, und das wirft niemand gerne auf die Straße.
Quelle: dapd
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