Das neugeborene Baby liegt in der Wiege und schreit. Und schreit, und schreit. Ist das normal, fragen sich die besorgten Eltern. Warum wird es eigentlich nicht heiser?
Alle Laute, die wir von uns geben - ob Schreien oder Sprechen - entstehen durch die Schwingungen der Stimmbänder im Kehlkopf. Sie bestehen aus Muskeln und Gewebeschichten, und wenn sie zu stark belastet werden, etwa durch langes Schreien, kann eine Entzündung im Kehlkopfbereich entstehen. Die verhindert dann, dass die Stimmbänder frei schwingen können, und die Stimme versagt - man ist heiser. Wie viele Organe in unserem Körper sind auch die Stimmbänder einem Abnutzungsprozess unterworfen. Je mehr sie im Laufe des Lebens beansprucht werden, desto anfälliger werden sie für Ausfälle, sprich: Heiserkeit. Genau da liegt der Vorteil gesunder Babys. Ihr Organ ist brandneu und voll funktionsfähig. Entwickelt sich der Säugling zum so genannten Schreikind, kann dieser Vorteil bereits nach einem Jahr vorüber sein und das Kind wird durch die starke Beanspruchung heiser. Auch können Krankheiten im Kehlkopf für Heiserkeit schon beim Säugling sorgen. In der Regel hat das gesunde Baby jedoch eine erheblich größere Ausdauer als seine Erziehungsberechtigten. Und dafür gibt es noch einen zweiten Grund.
Der Säugling beherrscht bei der Geburt automatisch die optimale Atmung, die so genannten Bauch-Brust-Atmung. Dabei senkt sich das Zwerchfell beim Einatmen ab und drängt die Baucheingeweide nach unten. Dadurch wird der Bauch sichtbar dicker. Gleichzeitig vergrößern die Zwischenrippenmuskeln den Brustkorb. Diese Technik sorgt nicht nur für eine angenehme Stimme, das Schreien ist so viel weniger anstrengend. Menschen, die mit ihrer Stimme arbeiten, müssen diese Bauch-Brust-Atmung oft erst wieder lernen. Denn Nachrichtensprecher etwa, Lehrer oder Schauspieler können es sich nicht leisten, heiser zu sein.
Ein gesundes Baby wird also beim Schreien aus zwei Gründen nicht heiser. Erstens: das Stimmorgan ist neu und allein deshalb bei gesunden Kindern sehr belastbar. Zum zweiten beherrscht der Säugling automatisch die optimale Bauch-Brust-Atmung. So klingt die Stimme nicht nur besser, das Sprechen oder Schreien ist auch weniger anstrengend. Und deshalb werden Kleinkinder beim Schreien kaum heiser.
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