Hast du dich schon einmal verirrt und den Heimweg nicht mehr gefunden? Brieftauben passiert das nicht. Die finden immer nach Hause. Aber warum ist das so? Doktor Martin Haase kennt die Antwort. Er ist Biologe und arbeitet in der Vogelwarte Hiddensee in der Stadt Greifswald im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Dort beobachtet und erforscht er Wildvögel.
Eine Landkarte im Kopf
Die Brieftaube ist zwar ein Haustier, aber das war nicht immer so, sagt der Fachmann. Sie stammt von der Felsentaube ab, die auf Klippen und in Berghöhlen lebt. In freier Wildbahn ist diese Taubenart sehr ortstreu. Sie baut ihr Nest gerne am selben Fleck oder bleibt zumindest in der näheren Umgebung. Dorthin findet sie immer wieder zurück. Von Natur aus hat sie nämlich einen ganz tollen Orientierungssinn. Die Taube hat so etwas wie eine Landkarte. "Keiner weiß genau, wie die aussieht", sagt der Experte. "Aber darauf kann die Taube schauen, dran riechen und sich mit anderen Sinnen orientieren."
Besondere Farbstoffe in den Taubenaugen
Der Vogel kann auf verschiedene Weise seinen Weg finden. Er hört, sieht und riecht also. Außerdem hilft ihm das Magnetfeld der Erde. Wie bei einer Kompassnadel, die nach Norden ausschlägt, erspürt die Taube mit ihrem Schnabel die Richtung. Wichtiger noch als der Schnabel scheinen die sogenannten "Cryptochrome" zu sein. Das sind Farbstoffe in den Taubenaugen. Damit kann der Vogel die Krümmung der Magnetfelder ablesen und so seine Position bestimmen. "Wie genau das passiert, muss aber erst noch herausgefunden werden", sagt Martin Haase. Auch die Sonne hilft der Taube nach Hause. Je nach Uhrzeit steht diese woanders am Himmel. "Das kann die Taube deuten", erklärt der Fachmann. Doch wenn der Himmel dicht bewölkt ist, kann sie die Sonne nicht richtig erkennen. Es kann passieren, dass die Taube deswegen einen Umweg fliegt.
Seit 4000 Jahren als Postbote eingesetzt
Am Ende kennt sie ihren Heimweg aber doch so gut, dass sie zu ihrem Nest zurück findet. Dieses Talent entdeckte vor 4000 Jahren auch der Mensch und machte die Taube zum ersten Flugboten aller Zeiten. Eine Armee nahm damals eine Brieftaube mit aufs Schlachtfeld. Wenn der Kampf vorüber war, wurde die Taube freigelassen. Sie flog dann mit der Siegesbotschaft nach Hause. Allerdings muss die Taube auch heim wollen, sagt Martin Haase. Wenn zum Beispiel ein Vogelweibchen daheim auf das Taubenmännchen wartet, dann ist sein Heimweh größer. Heute werden Brieftauben nur noch als Hobby gezüchtet. Die fliegen dann um die Wette zu ihrem Taubenschlag zurück.
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