Ende August des Jahres 1910 kamen Vertreter von Gewerkschaften und Parteien zum internationalen sozialistischen Kongress in Kopenhagen zusammen. Einige der angereisten Frauen nutzten diesen Anlass, um am Tag davor eine sozialistische Frauenkonferenz abzuhalten. Initiiert hatte das Treffen die Sozialistische Fraueninternationale, die Vereinigung sozialistischer Frauen. Und an dieser Stelle kommt nun deren Leiterin, die deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin (1857–1933), ins Spiel. Sie schlug den etwa 100 Teilnehmerinnen der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz die Einrichtung eines Weltfrauentages vor. An oberster Stelle sollte der Kampf um das Frauenwahlrecht stehen. Kämpfen sollten die Frauen außerdem gegen die Kriegsgefahr, gegen Preissteigerungen und um Fürsorge für Mutter und Kind*.
Es waren vor allem arbeitende Frauen (Proletarierinnen), die sich in Frauenbewegungen organisierten, um gegen politische Benachteiligung vorzugehen. Sie traf ihre Rechtlosigkeit mehr als bürgerliche Frauen, deren Welt Haushalt und Familie war und die nicht für Billiglöhne arbeiten mussten. Unter dem Einfluss von Clara Zetkin nahm die SPD 1891 als 1. deutsche Partei die Forderung nach dem Frauenwahlrecht in ihr Programm auf.
Nachdem der Weltfrauentag in Kopenhagen beschlossen wurde, haben ihn Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich und der Schweiz am 19. März 1911 erstmals begangen. Nach dem ersten Weltkrieg verlagerten sich die Interessen, da das Frauenwahlrecht für manche Staaten kein dringliches Thema mehr war. Stattdessen fiel der Fokus auf soziale Probleme und Missstände. Erst ab 1921 fand der Weltfrauentag an einem festen Termin, dem 8. März, statt.
Macht es immer noch Sinn über ein gemeinsames internationales Anliegen zu sprechen, wenn sich die Lebensbedingungen von Frauen weltweit so stark unterscheiden? Oder sind es gerade diese großen Unterschiede, die unseren Dialog bereichern? Das ist unter anderem Thema bei der Konferenz in Kopenhagen, zu der heute anlässlich des 100. Gründungstags eine Reihe von führenden weiblichen Denkern der Welt zusammenkommt.*
* Quelle: Goethe-Institut
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