Wer einen Niesreiz verspürt, atmet tief ein und verschließt im Kehlkopf die Stimmritze. Danach zieht sich die Atemmuskulatur in Brust und Bauch schnell zusammen, sodass die eingeatmete Luft mit bis zu 180 km/h in Mundhöhle und Nasen- Rachen-Raum entweicht. Die Stimmritze öffnet sich unter dem Druck wieder, ganz plötzlich. Dadurch entsteht ein hustenähnliches Geräusch. Gleichzeitig entweicht der Mundhöhle ein Zischlaut: das „Hatschi“. Es entsteht, weil sich die Zunge reflexartig gegen den Gaumen drückt – und die Luft zwischen Gaumen und Zunge hindurchrauscht. Übrigens: Wollen Sie ein Niesen krampfhaft unterdrücken, sollten Sie die Luft möglichst kontrolliert aus der Lunge über die Nase entweichen lassen. Das hustenähnliche Geräusch im geschlossenen Mund lässt sich so aber nicht vermeiden!
Und warum sagen wir „Gesundheit“? Streng genommen sollen wir das ja nach den neusten Knigge-Empfehlungen nicht mehr tun. Trotzdem, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, sagen es viele noch ganz automatisch. Das erwiderte „Gesundheit“ ist eine Art Schutzreaktion, die sich ganz abergläubische Menschen haben einfallen lassen. Denn die glaubten mitunter, das Niesen müsse ein Zeichen des Bösen sein. So wünschten sie sich dann mehr sich selbst Gesundheit als dem Niesenden ... Karl-Heinz Göttert führt in seinem Büchlein „Daumendrücken. Der ganz normale Aberglaube im Alltag“, Reclam 2003, noch eine lustige Variante dieses schon alten Aberglaubens an: Wer sich morgens die Schuhe anziehe und dabei niesen müsse, könne sich gleich wieder ins Bett begeben – denn das verheiße nichts Gutes für den Tag ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen